johanna krumstroh

enoch arden

das versepos

"Enoch Arden" von dem berühmten englischen Dichter, Lord Alfred Tennyson (1809 – 1892), fand rasche Verbreitung und wurde ein ungeheurer Erfolg. Dies zeigen u.a. die zwölf verschiedenen Übersetzungen ins Deutsche, die bis 1914 erschienen sowie umfangreiche Verfilmungen in der frühen Stummfilmzeit.

In einem englischen Seestädtchen genießen die drei befreundeten Kinder, Enoch Arden, Philipp Ray und Annie Lee eine unbeschwerte Kindheit.

"Vor hundert Jahren spielten hier am Strand
drei Kinder dreier Häuser [...]
bauten Schlösser sich von lockrem Sand,
die bald die Flut entführte, oder folgten
der Brandungswelle nach, und flohn vor ihr
und prägten täglich in den weichen Sand
die kleine Fußspur, täglich fortgespült."


Zuweilen streiten die beiden Jungen um Annie, doch schließlich wird aus dem kindlichen Spiel Ernst. Annie wählt den tatkräftigen und aufgeschlossenen Enoch zum Ehemann. Nach sieben glücklichen Jahren, bricht Enoch jedoch aufgrund von Existenznöten mit einem Handelsschiff zu einer weiten Reise nach China auf und lässt Annie und seine Kinder zurück. Viele Jahre lang hört sie nichts von ihm und muss annehmen, dass er gestorben sei. Nach langem Ringen heiratet sie den stillen, ihr seit Kindertagen zugewandten Philipp. Doch Enoch Arden lebt. Nach schwerem Schiffbruch und zehn einsamen Jahren auf einer Insel, kehrt er in die Heimat zurück. Er erfährt von dem neuen Glück seiner Frau und beschließt, sich weder Annie noch seinen Kindern zu offenbaren…

das melodram

Auf Wirken des renommierten Schauspielers Ernst von Possart (1841 – 1921), nahm sich Richard Strauss (1864 - 1949) des Werkes an. Das am 24. März 1897 in München mit Possart rezitierend und Strauss am Klavier uraufgeführte Melodram "Enoch Arden", (op. 38) war so erfolgreich, dass prompt eine Tournee folgte. Das knapp einstündige Melodram zählt nicht zu den bekannten Werken in Strauss' OEuvre. Der wesentliche Grund hierfür liegt vor allem in Strauss' wohltuender Zurückhaltung des Klavierparts – größere Teile des Textes bleiben ohne Musik - nur an wichtigen Stellen tritt sie gliedernd, akzentuierend und Atmosphäre schaffend hinzu. Der erste Strauss-Biograph Max Steinitzer schrieb: "Man [...] beachte, welch äußerlich lockende Stellen in Tennysons Text Strauss ohne Musik ließ und in welcher Weise von den malerischen und den Gefühlsmomenten jene verinnerlicht, diese mitempfunden sind."